„Reigen“ _TAG Theater Wien_mitreißende Uraufführung_11.2.2020

 

 

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Da sind die Muskeln am Podest. Der Körper als bloße Fassade von Stärke und Größe. So steht er jetzt da und erwartet die käufliche Liebe. Doch hinter der Fassade die blanke Angst. Die Kamera wird zum Auge, zur Linse der Sehnsucht. Zum Autofocus der leeren Seele. Die ganz ohne Training, ohne Offenheit und Klarheit bleibt, bleiben muss…

 

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Ob die Krawatte wohl sitzt im Büro? Und dann Platz genommen zum Gespräch mit der Kollegin. Die berufliche Welt ist dieselbe und die private doch verschieden im Generationenalter, oder? Dann plötzlich springen die Seelentüren des Gegenübers sperrangelweit auf. Der fehlende Sex mit der eigenen Frau und die Suche jetzt noch neuen Ufern wird zum Thema. Ob die junge Kollegin da Rat weiß und Tipps hätte für einen eleganten Seitensprung?

 

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Und dort das Gespräch an der Bettkante über die Nachtruhe unter der Decke. Schon so lange. Und die Sehnsucht nach dem jungen Liebhaber. Doch was erwartet dieser sich? Zuerst mal Küsse, kann das sein? Woanders das engagiert arrangierte Liebensnest in Pelz und auf dem Berg? Und dort wieder…

 

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Ein Reigen überall…blind, sehnsuchtsvoll, seelenleer…liebe mich! Jetzt! Wo, was, wie jetzt??…

 

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In der Uraufführung von „Reigen“ im TAG Theater Wien konzipieren Thomas Richter (Text) und Dora Schneider (Regie) den dialogischen Schnitzler Klassiker als grandioses Bühnenkatapult zu Seele, Sehnsucht, Sex der Zeit.

Der tragische Reigen der Liebe als Spiegel einer narzisstisch untergehenden Gesellschaft, den der österreichische Dramatiker Arthur Schnitzler (1862 – 1931) vor gut hundert Jahren in die zerbrechende Monarchie genial setzte, findet in dieser Neuinszenierung eine mitreißende dramatische Mitte. Text, Inszenierung und dem hervorragenden Ensemble gelingt es punktgenau in einem Brennpunkt der modernen Gesellschaft zu landen und die Spielarten von Sexsuche als ein Aufbrechen von Einsamkeit und Angst in Witz, Ironie und Tragik in Szene zu setzen. Der moderne Mensch bleibt nach dem Zerbrechen überkommener Sinnmodelle in seiner Nacktheit über. Ganz unmittelbar und direkt. Nichts als Leistung als Selbstanforderung bleibt. Bis zum Zerbrechen. An Schreibtisch und Bett. Der Körper soll jetzt liefern was Sinn und Seele fordern. Schnell und nachhaltig. Bilder gibt es ja genug dazu. Draußen und drinnen. An Bildschirm und Desktop. Im Kopf. Tagtäglich. Doch die kreisen nur und zerschmettern den Rest dieser Welt…

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Es ist ganz feine Seelenarbeit in höchstem szenischen Anspruch von Rollenwechsel/Dialog und Ausdruck/Ansprache, die hier großartig von Theater geleistet wird.

Schnitzlers „Reigen“ als beeindruckende Neuinszenierung, die variantenreich und mitreißend über die austauschbaren Abziehbilder unserer modernen Seele zu erzählen weiß. Witzig, traurig, nachdenklich.

Gratulation!

 

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REIGEN _ Uraufführung

von Thomas Richter/Regie Dora Schneider

Frei nach „Reigen“ von Arthur Schnitzler

Es spielen Jens Claßen, Michaela Kaspar, Raphael Nicholas, Lisa Schrammel, Petra Strasser, Georg Schubert

 

Regie Dora Schneider

Text Thomas Richter

Ausstattung Ilona Glöckel

Musik und Video Thomas Richter

Dramaturgie Tina Clausen

Regieassistenz Renate Vavera

Ausstattungsassistenz Sandra Moser

Kostümbetreuung Daniela Zivic

Regiehospitanz Stefanie Elias

Maske Beate Lentsch-Bayerl

Licht Hans Egger, Katja Thürriegl

Ton und Videotechnik Peter Hirsch

Bühnentechnik Andreas Nehr

 

PREMIERE_DI 11. FEBRUAR 2020, 20.00

Weitere Vorstellungen:

Do 13., Fr 21., Sa 22., Di 25.* und Mi 26. Februar 2020, 20.00

Mi 4., Sa 7., Mo 9. und Di 10. März 2020, 20.00

Fr 3. und Sa 4. April 2020, 20.00

 

TAG, Theater an der Gumpendorfer Straße

Gumpendorfer Straße 67

1060 Wien

 

 

Besprechung und alle Fotos_Walter Pobaschnig

6.2.2020

https://literaturoutdoors.com/

 

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